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Mit  Unterstützung von

 

Gerd Gruhn

 

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Hochzeit, Event, Studio und mehr

Ein Gesicht Indiens. Von Kathrin

Indien hat so unglaublich viele verschiedene Gesichter und einige davon habe ich in den letzten Tagen noch intensiver kennenlernen können. Am Mittwoch hielten wir unsere ersten Workshops in der Upperclass-Schule ab, von der ich in meinem letzten Blogeintrag erzählt habe. Das Gebäude dieser Schule ist sehr eindrucksvoll und erinnert mit seinen weißen Säulen an der Vorderseite ein bisschen an einen Tempel. Das Gebäude ist riesig und modern eingerichtet und das Eingangstor wird von Männern in militärischer Kleidung bewacht. Im Vorhof gibt es eine kleine Eisenbahn auf Schienen, eine Rasenfläche und einen bunten Spielbereich, welcher stark an die Rutschen bei Mc Donalds erinnert… An der Eingangstreppe wartete bereits ein Empfangskomitee aus Schülerinnen, Schülern, Lehrern und anderen wichtigen Persönlichkeiten der Schule auf uns, um uns im Chor willkommen zu heißen. Nach indischer Tradition war vor dem Eingang ein schönes Muster gestreut worden und jeder Einzelne von uns bekam eine rote Tika auf die Stirn gezeichnet und wurde mit Reis und Blumenblättern bestreut. Es war sehr beeindruckend, auf so eine würdevolle Art und Weise begrüßt zu werden. Besonders schön fand ich aber, dass nicht nur wir Deutschen so behandelt wurden, sondern auch die indischen Dreamcatcher. Da die meisten der Dreamcatcher eher zur Unterschicht gehören war es auch für sie ein sehr besonderer Moment, von der Upperclass so ehrenvoll mit „Welcome Sir“ begrüßt und als Workshopleiter anerkannt zu werden. Im Inneren der Schule wurden wir an verschiedenen Orten erneut  Willkommen geheißen. Dazu zählte neben einem Willkommenslied einiger Schüler diverse Snacks, Chai und wohlduftende Blumenkränze, welche uns um den Hals gelegt wurden. Wolfgang stellte noch einmal das Konzept des Theaters vor – es geht um eine ganzheitliche Entwicklung des Menschen, Selbstvertrauen, Stärke, (Selbst-) Beobachtung, Kreativität, Freude am Spiel, Spaß usw. Es war toll zu sehen, wie diese Ausführungen, Visionen und  Power den Raum füllen und die Anwesenden berühren konnten. Die Lehrer, welche zuvor gefragt hatten, welche Art von Schülern wir für den Workshop brauchen und in welchem Bereich diese gut sein sollten, schienen zu verstehen, dass es beim Theater nicht darum geht, etwas richtig oder falsch zu machen. Die Kinder blühten im Workshop richtig auf und schienen die Freiheit auf der Bühne zu genießen. Zunächst war die Situation im Klassenzimmer etwas schwierig, denn einige Lehrer standen um die Kinder herum und versuchten diese, von außen zu beeinflussen und zurechtzuweisen. Da Neha und Laxman den Workshop gaben und mit Kindern und Musik beschäftigt waren, bat ich die Lehrer darum, einfach nur zuzuschauen und nicht so sehr zu intervenieren, damit die Kinder sich freier fühlen und somit besser ins Spiel kommen können. Sie bemühten sich, dieser Bitte nachzukommen, doch wie das nun Mal so ist, funktionierte dies mal mehr und mal weniger 😉 unglaublich war jedoch, wie die Kinder diesen Workshop annahmen – sie hatten nach einiger Eingewöhnungszeit großen Spaß am Theaterspiel und einige sagten in der Abschlussrunde, dass dies der beste Tag ihres Lebens gewesen sei 😊 Bisher wurden die Theaterworkshops nur in ärmeren Schulen abgehalten, um vor allem den Kindern der Unterschicht die Möglichkeit zum Theaterspiel und dem damit gewonnenen Selbstvertrauen zu geben. Die Kinder der Upperclass Schule hingegen sprechen schon in jungen Jahren sehr gut Englisch, sind diszipliniert und haben viele verschiedene Möglichkeiten und gute Chancen für ihre Zukunft. Diesen Kindern hingegen haben weniger die Freiheit, ohne Wertung zu spielen, ihre Emotionen auszudrücken und sich gehen zu lassen. Dies ist etwas, was sie durch das Improvisationstheater erhalten. Auch die Lehrer waren sehr interessiert, wollten wissen, wie sie die Arbeit mit Emotionen in ihren Unterricht einbauen könnten und wünschten sich einen Workshop, nur für Lehrer, um auch ihrerseits ihre Emotionen auf der Bühne ausdrücken zu können. Zu Beginn, als wir an der Schule ankamen, fühlte ich mich trotz (oder wegen?) der ganzen Bemühungen, es uns an nichts fehlen zu lassen, nicht besonders wohl und hatte ein bisschen den Eindruck, dass dies einfach eine Eliteschule ist, die einen guten Eindruck machen möchte und Disziplin und gute Noten sehr wichtig sind. Zudem wusste ich zunächst nicht, wie ich mich in dieser Umgebung verhalten sollte, inwiefern Formalitäten eingehalten werden müssen usw. Um mit dieser konfusen Situation umgehen zu können, sagte ich mir, dass nicht ich irgendwelchen Anforderungen gerecht werden müsse, sondern nahm die ganze Situation als großes Theaterstück hin, welches ich betrachtete, ohne selbst involviert zu sein. Nachdem ich mich so auf die Geschehnisse einlassen konnte, begann mir die Zeit an dieser Schule sogar Spaß zu machen. Als ich mich bei einer Lehrerin für etwas bedankte meinte sie, ich solle nicht so förmlich sein. In desem Moment wunderte ich mich erst, da sich für mich der ganze Umgang sehr förmlich anfühlte, begriff jedoch später, dass dies auch daran lag, dass die Lehrer sich sehr darum sorgten, dass es uns an nichts fehlt und ihrerseits einen guten Eindruck machen wollten. Die LehrerInnen sind sehr engagiert, vor allem in den unteren Klassen wird sehr viel gebastelt und diese Dinge werden im ganzen Klassenzimmer aufgehängt, sodass eine bunte Atmosphäre entsteht. Zudem gefielen ihnen die Theaterworkshops sehr und es wäre toll, wenn so eine Kooperation entstehen könnte. An diesem Tag hat wirklich eine Verbindung verschiedener Kulturen stattgefunden. Nicht nur, dass wir aus Europa in einer indischen Schule waren, sondern vor allem auch das Zusammentreffen von Unterschicht und Oberschicht auf einer respektvollen, gleichen Ebene. Dies ist etwas, das durch Theaterspielen geschehen kann, denn auf der Bühne ist es nicht wichtig, woher du kommst, welcher Religion du angehörst oder welchen Status du innehast. Nur das gemeinsame Spiel zählt. Wenn durch die Kooperation mit dieser Schule eine Zusammentreffen von Arm und Reich, von Unter- und Oberschicht stattfinden könnte, sodass die Herkunft nicht mehr die entscheidende Rolle spielt, wäre das einfach unglaublich!

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